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Vor dem malerischen Bergpanorama der italienischen Alpen realisierte der legendäre Installationskünstler Christo 2016 auf dem Lago d‘Iseo seine „Floating Piers“. Mit leuchtend gelben Stoffbahnen bespannte Stege aus schwankenden Pontons verbanden die beiden Inseln Monte Isola und San Paolo mit dem Ufer und zeichneten ein abstraktes Kunstwerk in die Landschaft. Das Werk existierte nur für 16 Tage, ermöglichte es aber über 1,2 Millionen Besuchern auf dem Wasser zu laufen.


Der bulgarische Regisseur Andrey Paounov blickt in CHRISTO – WALKING ON WATER hinter die Kulissen und verfolgt den turbulenten Entstehungsprozess dieses gigantischen Kunstwerkes – den Wahnsinn der Kunstwelt, die heiklen Verwicklungen zwischen Kunst und Politik, die riesigen technischen Herausforderungen und logistischen Albträume, und den Kampf gegen die Kraft der Natur. Zugleich entsteht ein humorvolles Porträt eines unberechenbaren Ausnahmekünstlers, der es schaffte Behörden, Sammler, Denkmalpfleger und Naturschützer für seine Idee zu gewinnen und seine Träume wahr werden zu lassen.

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Über Christo

Christo und Jeanne-Claude vor dem Reichstagsgebäude in Berlin, 1994
Foto: Wolfgang Volz © 1993 Christo

CHRISTO, geboren 1935 als Christo Vladimirov Javacheff in Gabrowo, Bulgarien, und seine 2009 in New York verstorbene Ehefrau Jeanne-Claude, geboren 1935 in Casablanca, Marokko, haben gemeinsam einige der visuell beeindruckendsten Kunstwerke des 20. und 21. Jahrhunderts erschaffen. Die beiden Künstler begannen ihre Zusammenarbeit im Jahr 1961.


Weitere Informationen zu den
Projekten von Christo und
Jeanne-Claude Offizielle Webseite

Zu ihren Werken zählen „Wrapped Coast, Little Bay, Australia, 1968-69“; „Valley Curtain, Rifle, Colorado, 1970-72“; „Running Fence, Sonoma and Marin Counties, California, 1972-76“; „Surrounded Islands, Biscayne Bay, Florida, 1980-83“; „The Pont Neuf Wrapped, Paris, 1975-85“; „The Umbrellas, Japan- USA, 1984-91“; „Wrapped Reichstag, Berlin, 1971-95“; „Wrapped Trees, Riehen, Switzerland, 1997-98“; „The Gates, Central Park, New York City, 1979-2005“ und „The Floating Piers, Lake Iseo, Italy, 2014-16“. Ihre Arbeiten finden sich in Museen und Galerien auf der ganzen Welt, darunter das Guggenheim und das Metropolitan Museum in New York, die Tate in London und das Centre Pompidou in Paris. Im Alter von sechs Jahren begann Christo sich für Kunst zu interessieren. Sein Vater war Chemiefabrikant, seine Begeisterung für Stoffe erwachte in der Jugendzeit in der Fabrik des Vaters. Als Jugendlicher fertigte Christo erstmals Zeichnungen von Stoffballen an. Von 1953 bis 1956 studierte er an der Akademie der Künste in Sofia. Über Prag gelang es ihm, mit dem Zug nach Wien zu fahren. 1958 zog er nach Paris. Dort machte er sich schnell einen Namen als Künstler und begann, mit Verhüllungen zu arbeiten. 1960 schloss er sich den Neuen Realisten rund um Pierre Restany und Yves Klein an; 1961 hatte er seine ersten Ausstellungen. Bereits 1958 hatte er Jeanne-Claude kennengelernt; 1960 kam ihr gemeinsamer Sohn Cyril zur Welt. 1961 begann das Paar, als Künstler zusammenzuarbeiten. Drei Jahre später zogen sie nach New York, 1967 erhielten sie erstmals eine Green Card. Nach diversen Rückschlägen, u. a. mit dem gescheiterten Projekt „5600 cubicmeter package“ auf der documenta IV in Kassel, gelingt ihnen der Durchbruch mit „Wrapped Coast, Little Bay, Australia, 1968-69“. Ihre Verhüllungskunst macht Schlagzeilen und das Künstlerpaar wurde auf der ganzen Welt bekannt. 2009 stirbt Jeanne-Claude im Alter von 64 Jahren. „The Floating Piers“ ist Christos erstes Großprojekt, das er ohne seine Partnerin abschließt. Aktuell noch in Planung befinden sich „Over the River“ in Colorado und „The Mastaba“ in Abu Dhabi.

Die Entstehung der Floating Piers

August 2014
Christo und sein Team haben das erste von vielen Treffen mit den italienischen Behörden, um sich die nötigen Genehmigungen zu beschaffen, die die Umsetzung von „The Floating Piers“ gewährleisten würden.
15. Juni 2016
Nachdem die einzelnen Abschnitte des Piers für die schwimmenden Stege angebracht sind, wird der dahliengelbe Stoff per Hubschrauber angeliefert und von den Arbeitern auf dem Pier befestigt. Gefertigt wurde der Stoff von der SETEX-Textil-GmbH aus Greven in der Nähe von Münster, die seit Jahrzehnten sämtliche Stoffe für Christos Events liefert.
18. Juni 2016
„The Floating Piers“ feiert Eröffnung. 55.000 Besucher kommen am ersten Tag und lassen die Infrastruktur zusammenbrechen. Am zweiten Tag muss die Installation vorübergehend geschlossen werden, bis mit den Behörden eine Lösung für den überwältigenden Andrang gefunden ist. Wiederholt muss das Event wegen heftiger Wetterverhältnisse vorübergehend geschlossen werden.
3. Juli 2016
Abschlusstag von „The Floating Piers“. Das befristete Kunstobjekt hat mehr als 1,2 Millionen Menschen angelockt.
1969
Christo und Jeanne-Claude schlagen das Projekt für Rio de la Plata in Argentinien vor („2000 Metres Wrapped, Inflated Pier“), das erste Projekt der Künstler, in dem schwimmende Stege eine Rolle spielen. Obwohl das Projekt nicht übers Konzeptionsstadium hinausgeht, wird das Bestreben der Künstler, ein Projekt mit schwimmenden Stegen zu realisieren, im Verlauf der nächsten Jahrzehnte immer wieder auftauchen.
1996
In Tokio schlagen die Künstler „The Daiba Project“ vor, ein zeitlich begrenztes Kunstwerk, in dem zwei schwimmende Promenaden zwei Inseln in Tokio verbinden würden, vom Bay zum Odaiba Park. Nach einer Meinungsverschiedenheit mit den Betreibern der Anlage sagen die Künstler das Projekt ab.
April 2014
Christo und sein Team sehen sich Seen in Norditalien an: Lago Maggiore, Comer See und Lago d‘Iseo, bevor sie sich für den Lago d‘Iseo entscheiden. Christo passt seine 45 Jahre alte Idee schwimmender Stege an diese Kulisse an. „The Floating Piers“ wird drei Kilometer schwimmende Stege und 2,5 Kilometer mit Stoff bedeckte Gehwege umfassen.
August 2014
Christo und sein Team haben das erste von vielen Treffen mit den italienischen Behörden, um sich die nötigen Genehmigungen zu beschaffen, die die Umsetzung von „The Floating Piers“ gewährleisten würden.
August bis September 2014
Die Crew unternimmt unter Realbedingungen geheime Tests für „The Floating Piers“ in Schleswig-Holstein, um die strukturellen Anforderungen der Installation besser zu verstehen.
Februar 2015
Vladimir Yavachev, der Projektleiter, führt einen weiteren Test im Schwarzen Meer in der Nähe des bulgarischen Sozopol durch.
9. April 2015
Die örtlichen Behörden geben dem Projekt grünes Licht und erteilen Christo die Erlaubnis, „The Floating Piers“ zu errichten.
Frühjahr 2015
Die Herstellung der Einzelteile des Projekts beginnt.
Winter 2015
Die Fertigung der einzelnen Abschnitte des Piers beginnt.
Januar 2016
Konstruktionsleiter Rosen Jeliazkov und sein Team von Tauchern beginnen mit der Installation von 240 Ankern und 50 Gegengewichten, die „The Floating Piers“ auf dem Lago d‘Iseo stabilisieren sollen.
April 2016
Die ersten Abschnitte des Piers werden an ihre dafür vorgesehenen Plätze auf dem Lago d‘Iseo gezogen.
15. Juni 2016
Nachdem die einzelnen Abschnitte des Piers für die schwimmenden Stege angebracht sind, wird der dahliengelbe Stoff per Hubschrauber angeliefert und von den Arbeitern auf dem Pier befestigt. Gefertigt wurde der Stoff von der SETEX-Textil-GmbH aus Greven in der Nähe von Münster, die seit Jahrzehnten sämtliche Stoffe für Christos Events liefert.
18. Juni 2016
„The Floating Piers“ feiert Eröffnung. 55.000 Besucher kommen am ersten Tag und lassen die Infrastruktur zusammenbrechen. Am zweiten Tag muss die Installation vorübergehend geschlossen werden, bis mit den Behörden eine Lösung für den überwältigenden Andrang gefunden ist. Wiederholt muss das Event wegen heftiger Wetterverhältnisse vorübergehend geschlossen werden.
3. Juli 2016
Abschlusstag von „The Floating Piers“. Das befristete Kunstobjekt hat mehr als 1,2 Millionen Menschen angelockt.

Regiekommentar

Das Streben nach Freude und Schönheit

Die kompromisslose Vision von Christo und Jeanne-Claude, wie Kunst erdacht, finanziert und umgesetzt werden sollte, hat mich immer schon fasziniert – in völliger Unabhängigkeit und mit einer einzigen Agenda: das Streben nach Freude und Schönheit. Unabhängig davon wie das Publikum sich das Aufblasen tausender bunter Ballons, die zeitgleiche Installation zahlloser gelber und blauer Schirme in Japan und Kalifornien oder die Verhüllung des Reichstags erklärt und wahrnimmt – es sind im Kern die Arbeiten von Künstlern, die ihre Träume mit noch nie dagewesener Präzision und einem einzigartigen Gespür für Ästhetik umsetzten.

Wir arbeiten mit dem Projekt DeutschlandCasinos.info (Wolfgang Krupp) zusammen, das zu den bekanntesten Casino-Experten in Deutschland gehört.

Als würde man in Realität ertrinken

In gleichen Maßen war die Ehrlichkeit des Cinema Verité der Sechzigerjahre, wie man sie in den Arbeiten von Alber und David Maysles, D.A. Pennebaker oder Richard Leacock findet, prägend für meine Vision der Möglichkeiten des Dokumentarkinos. Es waren Filme, die befreit waren von den banalen vorgefassten Meinungen, die man von Plot und Erzählung hat. Sie schlugen einen neuen Weg vor, wie man an das Erzählen von Geschichten herangehen könnte. Sie zeigten Geschichten, die sich organisch aus den Figuren entwickelten und schlugen Nutzen aus den unkontrollierbaren Ketten von Ereignissen. Man hatte das Gefühl, als würde man in Realität ertrinken.

So ist das nun einmal in der Christo-Welt

Immer mal wieder zieht ein Dokumentarfilmemacher das große Los. Für mich war das der Moment, als ich die Gelegenheit erhielt, die beiden gerade angesprochenen Welten miteinander zu vereinen. Im Jahr 2016 erhielt ich das Angebot, einen Film über Christo und seinen künstlerischen Prozess zu machen. Die Grundlage bildeten mehr als 700 Stunden Filmaufnahmen, die von zehn verschiedenen Crews im Verlauf eines Jahres gemacht worden waren, während der Vorbereitung und Produktion von Christos jüngstem Werk, „The Floating Piers“. Das klingt nach einer Unmenge von Rohmaterial, aber so ist das nun einmal in der Christo-Welt. Er hat schon lange eine Faszination dafür, seinen Arbeitsprozess für die Nachwelt festzuhalten. Ich habe 18 Monate lang an CHRISTO - WALKING ON WATER gearbeitet. Ich stand dabei täglich in, oftmals sehr zwanglosem, Kontakt mit dem Protagonisten, der ein paar Stockwerke über unserer Schnitteinrichtung arbeitete (in diesem Fall gleichbedeutend mit „lebte“). Diese unbearbeiteten Aufnahmen, die mir zur Verfügung standen und die ohne mein Zutun in der Vergangenheit entstanden waren, waren das Material, aus dem ich mein Porträt von Christo und seiner Arbeit formte, während ich ihn in meinen täglichen Beobachtungen und Interaktionen zu verstehen begann. Im Verlauf dieses Prozesses sichtete ich auch bereits existierende Aufnahmen, darunter YouTube-Videos und iPhone- Filme, die von Touristen und zufällig Herumstehenden gemacht wurden. Ich drehte zudem zusätzliches Material. All das fand seinen Platz im fertigen Produkt.

Das Formen von Informationen

Christo ist eine der meistdokumentierten Persönlichkeiten unserer Zeit. Es ging also weniger um das Festhalten als vielmehr um das Formen. Für mich war das eine – befreiende – Abkehr vom Prozess meiner vorherigen Filme, wo ich vom Konzept über den Dreh bis zur Fertigstellung immer volle Kontrolle gehabt hatte. Aber darin spiegelt sich auch etwas Essenzielles über unsere Zeit wider: Information in ihrer Rohform existiert in Hülle und Fülle, die Herausforderung besteht darin, sie in eine Form zu bringen, die authentisch ist.

Der Filmtitel hat eine doppelte Bedeutung

Was habe ich persönlich aus dieser Erfahrung mitgenommen? Für Christo ist Kunst ein Vorgang und nicht ein Endresultat. „The Floating Piers“ ist das Tüpfelchen auf dem I. Das wirklich Spannende liegt darin, sich alle Möglichkeiten vorzustellen, die Hürden der Bürokratie zu nehmen und es mit den Naturgewalten aufzunehmen. Der Filmtitel WALKING ON WATER hat dabei eine doppelte Bedeutung. Zunächst bezieht er sich natürlich auf das Erlebnis, das man bei „The Floating Piers“ hatte. Für mich steht er aber auch für mein Ziel: einen Film zu machen, der jedem Zuschauer die Möglichkeit gibt, in den Fußstapfen von Christo während des Heiligen Grals der Schöpfung zu laufen.

Stab

Regie ANDREY M. PAOUNOV
Produzenten IZABELLA TZENKOVA, VALERIA GIAMPIETRO
Produktionskoordinatoren MARILENA MONDATI, MARIA TERESA ZINGARELLO
Produktionsassistenten MARZIA DE TAVONATTI, GIUSEPPE RIBOLA, DAVIDE ANTONIO MASSETTI, GIAMPIERO PELLI
Kamera MARTINA COCCO, PIETRO DAVIDDI, SIMONE D’ARCANGELO, ANTONIO FERRERA, SNEJINA LATEV, ANASTAS PETKOV, FRANCO PIROLI, NEVENA RASHKOVA, WEDIGO VON SCHULTZENDORFF, DEBORA VRIZZI
Kameraassistenten GIORGIO MELGRATI, MARCO STEFANONI
Zusätzliche Aufnahmen GUY SCHACHAR
Tonmischer TYLER EVANS, MIKE KARAS, ROBERTO MARELLI, FABIO RUSSO
Schnitt ANDREY M. PAOUNOV, ANASTAS PETKOV
Musik DANNY BENSI, SAUNDER JURIAANS
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Vor dem malerischen Bergpanorama der italienischen Alpen realisierte der legendäre Installationskünstler Christo 2016 auf dem Lago d‘Iseo seine „Floating Piers“. Mit leuchtend gelben Stoffbahnen bespannte Stege aus schwankenden Pontons verbanden die beiden Inseln Monte Isola und San Paolo mit dem Ufer und zeichneten ein abstraktes Kunstwerk in die Landschaft. Das Werk existierte nur für 16 Tage, ermöglichte es aber über 1,2 Millionen Besuchern auf dem Wasser zu laufen.


Der bulgarische Regisseur Andrey Paounov blickt in CHRISTO – WALKING ON WATER hinter die Kulissen und verfolgt den turbulenten Entstehungsprozess dieses gigantischen Kunstwerkes – den Wahnsinn der Kunstwelt, die heiklen Verwicklungen zwischen Kunst und Politik, die riesigen technischen Herausforderungen und logistischen Albträume, und den Kampf gegen die Kraft der Natur. Zugleich entsteht ein humorvolles Porträt eines unberechenbaren Ausnahmekünstlers, der es schaffte Behörden, Sammler, Denkmalpfleger und Naturschützer für seine Idee zu gewinnen und seine Träume wahr werden zu lassen.

Über Christo

Christo und Jeanne-Claude vor dem Reichstagsgebäude in Berlin, 1994
Foto: Wolfgang Volz © 1993 Christo

CHRISTO, geboren 1935 als Christo Vladimirov Javacheff in Gabrowo, Bulgarien, und seine 2009 in New York verstorbene Ehefrau Jeanne-Claude, geboren 1935 in Casablanca, Marokko, haben gemeinsam einige der visuell beeindruckendsten Kunstwerke des 20. und 21. Jahrhunderts erschaffen. Die beiden Künstler begannen ihre Zusammenarbeit im Jahr 1961.


Weitere Informationen zu den
Projekten von Christo und
Jeanne-Claude Offizielle Webseite

Zu ihren Werken zählen „Wrapped Coast, Little Bay, Australia, 1968-69“; „Valley Curtain, Rifle, Colorado, 1970-72“; „Running Fence, Sonoma and Marin Counties, California, 1972-76“; „Surrounded Islands, Biscayne Bay, Florida, 1980-83“; „The Pont Neuf Wrapped, Paris, 1975-85“; „The Umbrellas, Japan- USA, 1984-91“; „Wrapped Reichstag, Berlin, 1971-95“; „Wrapped Trees, Riehen, Switzerland, 1997-98“; „The Gates, Central Park, New York City, 1979-2005“ und „The Floating Piers, Lake Iseo, Italy, 2014-16“. Ihre Arbeiten finden sich in Museen und Galerien auf der ganzen Welt, darunter das Guggenheim und das Metropolitan Museum in New York, die Tate in London und das Centre Pompidou in Paris. Im Alter von sechs Jahren begann Christo sich für Kunst zu interessieren. Sein Vater war Chemiefabrikant, seine Begeisterung für Stoffe erwachte in der Jugendzeit in der Fabrik des Vaters. Als Jugendlicher fertigte Christo erstmals Zeichnungen von Stoffballen an. Von 1953 bis 1956 studierte er an der Akademie der Künste in Sofia. Über Prag gelang es ihm, mit dem Zug nach Wien zu fahren. 1958 zog er nach Paris. Dort machte er sich schnell einen Namen als Künstler und begann, mit Verhüllungen zu arbeiten. 1960 schloss er sich den Neuen Realisten rund um Pierre Restany und Yves Klein an; 1961 hatte er seine ersten Ausstellungen. Bereits 1958 hatte er Jeanne-Claude kennengelernt; 1960 kam ihr gemeinsamer Sohn Cyril zur Welt. 1961 begann das Paar, als Künstler zusammenzuarbeiten. Drei Jahre später zogen sie nach New York, 1967 erhielten sie erstmals eine Green Card. Nach diversen Rückschlägen, u. a. mit dem gescheiterten Projekt „5600 cubicmeter package“ auf der documenta IV in Kassel, gelingt ihnen der Durchbruch mit „Wrapped Coast, Little Bay, Australia, 1968-69“. Ihre Verhüllungskunst macht Schlagzeilen und das Künstlerpaar wurde auf der ganzen Welt bekannt. 2009 stirbt Jeanne-Claude im Alter von 64 Jahren. „The Floating Piers“ ist Christos erstes Großprojekt, das er ohne seine Partnerin abschließt. Aktuell noch in Planung befinden sich „Over the River“ in Colorado und „The Mastaba“ in Abu Dhabi.

Die Entstehung der Floating Piers

August 2014
Christo und sein Team haben das erste von vielen Treffen mit den italienischen Behörden, um sich die nötigen Genehmigungen zu beschaffen, die die Umsetzung von „The Floating Piers“ gewährleisten würden.
15. Juni 2016
Nachdem die einzelnen Abschnitte des Piers für die schwimmenden Stege angebracht sind, wird der dahliengelbe Stoff per Hubschrauber angeliefert und von den Arbeitern auf dem Pier befestigt. Gefertigt wurde der Stoff von der SETEX-Textil-GmbH aus Greven in der Nähe von Münster, die seit Jahrzehnten sämtliche Stoffe für Christos Events liefert.
18. Juni 2016
„The Floating Piers“ feiert Eröffnung. 55.000 Besucher kommen am ersten Tag und lassen die Infrastruktur zusammenbrechen. Am zweiten Tag muss die Installation vorübergehend geschlossen werden, bis mit den Behörden eine Lösung für den überwältigenden Andrang gefunden ist. Wiederholt muss das Event wegen heftiger Wetterverhältnisse vorübergehend geschlossen werden.
3. Juli 2016
Abschlusstag von „The Floating Piers“. Das befristete Kunstobjekt hat mehr als 1,2 Millionen Menschen angelockt.
1969
Christo und Jeanne-Claude schlagen das Projekt für Rio de la Plata in Argentinien vor („2000 Metres Wrapped, Inflated Pier“), das erste Projekt der Künstler, in dem schwimmende Stege eine Rolle spielen. Obwohl das Projekt nicht übers Konzeptionsstadium hinausgeht, wird das Bestreben der Künstler, ein Projekt mit schwimmenden Stegen zu realisieren, im Verlauf der nächsten Jahrzehnte immer wieder auftauchen.
1996
In Tokio schlagen die Künstler „The Daiba Project“ vor, ein zeitlich begrenztes Kunstwerk, in dem zwei schwimmende Promenaden zwei Inseln in Tokio verbinden würden, vom Bay zum Odaiba Park. Nach einer Meinungsverschiedenheit mit den Betreibern der Anlage sagen die Künstler das Projekt ab.
April 2014
Christo und sein Team sehen sich Seen in Norditalien an: Lago Maggiore, Comer See und Lago d‘Iseo, bevor sie sich für den Lago d‘Iseo entscheiden. Christo passt seine 45 Jahre alte Idee schwimmender Stege an diese Kulisse an. „The Floating Piers“ wird drei Kilometer schwimmende Stege und 2,5 Kilometer mit Stoff bedeckte Gehwege umfassen.
August 2014
Christo und sein Team haben das erste von vielen Treffen mit den italienischen Behörden, um sich die nötigen Genehmigungen zu beschaffen, die die Umsetzung von „The Floating Piers“ gewährleisten würden.
August bis September 2014
Die Crew unternimmt unter Realbedingungen geheime Tests für „The Floating Piers“ in Schleswig-Holstein, um die strukturellen Anforderungen der Installation besser zu verstehen.
Februar 2015
Vladimir Yavachev, der Projektleiter, führt einen weiteren Test im Schwarzen Meer in der Nähe des bulgarischen Sozopol durch.
9. April 2015
Die örtlichen Behörden geben dem Projekt grünes Licht und erteilen Christo die Erlaubnis, „The Floating Piers“ zu errichten.
Frühjahr 2015
Die Herstellung der Einzelteile des Projekts beginnt.
Winter 2015
Die Fertigung der einzelnen Abschnitte des Piers beginnt.
Januar 2016
Konstruktionsleiter Rosen Jeliazkov und sein Team von Tauchern beginnen mit der Installation von 240 Ankern und 50 Gegengewichten, die „The Floating Piers“ auf dem Lago d‘Iseo stabilisieren sollen.
April 2016
Die ersten Abschnitte des Piers werden an ihre dafür vorgesehenen Plätze auf dem Lago d‘Iseo gezogen.
15. Juni 2016
Nachdem die einzelnen Abschnitte des Piers für die schwimmenden Stege angebracht sind, wird der dahliengelbe Stoff per Hubschrauber angeliefert und von den Arbeitern auf dem Pier befestigt. Gefertigt wurde der Stoff von der SETEX-Textil-GmbH aus Greven in der Nähe von Münster, die seit Jahrzehnten sämtliche Stoffe für Christos Events liefert.
18. Juni 2016
„The Floating Piers“ feiert Eröffnung. 55.000 Besucher kommen am ersten Tag und lassen die Infrastruktur zusammenbrechen. Am zweiten Tag muss die Installation vorübergehend geschlossen werden, bis mit den Behörden eine Lösung für den überwältigenden Andrang gefunden ist. Wiederholt muss das Event wegen heftiger Wetterverhältnisse vorübergehend geschlossen werden.
3. Juli 2016
Abschlusstag von „The Floating Piers“. Das befristete Kunstobjekt hat mehr als 1,2 Millionen Menschen angelockt.

Regiekommentar

Das Streben nach Freude und Schönheit

Die kompromisslose Vision von Christo und Jeanne-Claude, wie Kunst erdacht, finanziert und umgesetzt werden sollte, hat mich immer schon fasziniert – in völliger Unabhängigkeit und mit einer einzigen Agenda: das Streben nach Freude und Schönheit. Unabhängig davon wie das Publikum sich das Aufblasen tausender bunter Ballons, die zeitgleiche Installation zahlloser gelber und blauer Schirme in Japan und Kalifornien oder die Verhüllung des Reichstags erklärt und wahrnimmt – es sind im Kern die Arbeiten von Künstlern, die ihre Träume mit noch nie dagewesener Präzision und einem einzigartigen Gespür für Ästhetik umsetzten.

Als würde man in Realität ertrinken

In gleichen Maßen war die Ehrlichkeit des Cinema Verité der Sechzigerjahre, wie man sie in den Arbeiten von Alber und David Maysles, D.A. Pennebaker oder Richard Leacock findet, prägend für meine Vision der Möglichkeiten des Dokumentarkinos. Es waren Filme, die befreit waren von den banalen vorgefassten Meinungen, die man von Plot und Erzählung hat. Sie schlugen einen neuen Weg vor, wie man an das Erzählen von Geschichten herangehen könnte. Sie zeigten Geschichten, die sich organisch aus den Figuren entwickelten und schlugen Nutzen aus den unkontrollierbaren Ketten von Ereignissen. Man hatte das Gefühl, als würde man in Realität ertrinken.

So ist das nun einmal in der Christo-Welt

Immer mal wieder zieht ein Dokumentarfilmemacher das große Los. Für mich war das der Moment, als ich die Gelegenheit erhielt, die beiden gerade angesprochenen Welten miteinander zu vereinen. Im Jahr 2016 erhielt ich das Angebot, einen Film über Christo und seinen künstlerischen Prozess zu machen. Die Grundlage bildeten mehr als 700 Stunden Filmaufnahmen, die von zehn verschiedenen Crews im Verlauf eines Jahres gemacht worden waren, während der Vorbereitung und Produktion von Christos jüngstem Werk, „The Floating Piers“. Das klingt nach einer Unmenge von Rohmaterial, aber so ist das nun einmal in der Christo-Welt. Er hat schon lange eine Faszination dafür, seinen Arbeitsprozess für die Nachwelt festzuhalten. Ich habe 18 Monate lang an CHRISTO - WALKING ON WATER gearbeitet. Ich stand dabei täglich in, oftmals sehr zwanglosem, Kontakt mit dem Protagonisten, der ein paar Stockwerke über unserer Schnitteinrichtung arbeitete (in diesem Fall gleichbedeutend mit „lebte“). Diese unbearbeiteten Aufnahmen, die mir zur Verfügung standen und die ohne mein Zutun in der Vergangenheit entstanden waren, waren das Material, aus dem ich mein Porträt von Christo und seiner Arbeit formte, während ich ihn in meinen täglichen Beobachtungen und Interaktionen zu verstehen begann. Im Verlauf dieses Prozesses sichtete ich auch bereits existierende Aufnahmen, darunter YouTube-Videos und iPhone- Filme, die von Touristen und zufällig Herumstehenden gemacht wurden. Ich drehte zudem zusätzliches Material. All das fand seinen Platz im fertigen Produkt.

Das Formen von Informationen

Christo ist eine der meistdokumentierten Persönlichkeiten unserer Zeit. Es ging also weniger um das Festhalten als vielmehr um das Formen. Für mich war das eine – befreiende – Abkehr vom Prozess meiner vorherigen Filme, wo ich vom Konzept über den Dreh bis zur Fertigstellung immer volle Kontrolle gehabt hatte. Aber darin spiegelt sich auch etwas Essenzielles über unsere Zeit wider: Information in ihrer Rohform existiert in Hülle und Fülle, die Herausforderung besteht darin, sie in eine Form zu bringen, die authentisch ist.

Der Filmtitel hat eine doppelte Bedeutung

Was habe ich persönlich aus dieser Erfahrung mitgenommen? Für Christo ist Kunst ein Vorgang und nicht ein Endresultat. „The Floating Piers“ ist das Tüpfelchen auf dem I. Das wirklich Spannende liegt darin, sich alle Möglichkeiten vorzustellen, die Hürden der Bürokratie zu nehmen und es mit den Naturgewalten aufzunehmen. Der Filmtitel WALKING ON WATER hat dabei eine doppelte Bedeutung. Zunächst bezieht er sich natürlich auf das Erlebnis, das man bei „The Floating Piers“ hatte. Für mich steht er aber auch für mein Ziel: einen Film zu machen, der jedem Zuschauer die Möglichkeit gibt, in den Fußstapfen von Christo während des Heiligen Grals der Schöpfung zu laufen.

Stab

Regie ANDREY M. PAOUNOV
Produzenten IZABELLA TZENKOVA, VALERIA GIAMPIETRO
Produktionskoordinatoren MARILENA MONDATI, MARIA TERESA ZINGARELLO
Produktionsassistenten MARZIA DE TAVONATTI, GIUSEPPE RIBOLA, DAVIDE ANTONIO MASSETTI, GIAMPIERO PELLI
Kamera MARTINA COCCO, PIETRO DAVIDDI, SIMONE D’ARCANGELO, ANTONIO FERRERA, SNEJINA LATEV, ANASTAS PETKOV, FRANCO PIROLI, NEVENA RASHKOVA, WEDIGO VON SCHULTZENDORFF, DEBORA VRIZZI
Kameraassistenten GIORGIO MELGRATI, MARCO STEFANONI
Zusätzliche Aufnahmen GUY SCHACHAR
Tonmischer TYLER EVANS, MIKE KARAS, ROBERTO MARELLI, FABIO RUSSO
Schnitt ANDREY M. PAOUNOV, ANASTAS PETKOV
Musik DANNY BENSI, SAUNDER JURIAANS
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